Förderphase II
Durch die Integration von Fluidaktoren in Tragwerkselemente, wie Balken oder Platten, soll der Lastabtrag optimiert werden. Damit kann eine Tragfähigkeitssteigerung und infolge dessen eine Massenersparnis erzielt werden.
Adaptive Tragwerke stellen eine Möglichkeit dar, um auf veränderliche Einwirkungen zu reagieren. Dabei werden durch Aktoren erzeugte Kräfte gezielt in das Tragwerk geleitet. Auf diese Weise werden Spannungen und Verformungen im Bauteilinneren erzeugt, die den durch die äußeren Einwirkungen hervorgerufenen Spannungen und Verformungen entgegenwirken. Eingesetztes Material lässt sich dadurch effizienter ausnutzen, ebenso kann die Gesamtverformung des Bauteils auf ein Minimum reduziert werden.
In der zweiten Förderperiode werden die Prinzipien der FP 1 auf zweiachsig gespannte Plattentragwerke erweitert. Diese Bauteile umfassen beispielsweise bei einer Skelettbauweise bis zu 50 % der Tragwerksmasse und bieten damit ein noch größeres Potential zur Einsparung von Ressourcen im Vergleich zu den Betonbalken der ersten Förderperiode. Weiterhin ergeben sich durch die zusätzliche räumliche Dimension neue Fragenstellungen. Integrierte Aktoren, die den spezifischen Anforderungen des mehraxialen Lastabtrags gerecht werden, existieren weder im Maschinenbau noch in verwandten Domänen. Die zentrale Fragestellung der zweiten Förderperiode im Teilprojekt C02 lautet damit:
Wie müssen fluidische Aktoren zur Integration in ein Plattentragwerk ausgeführt werden, wie muss die Integration ausgeführt werden und wie können mit diesem System Spannungen, Verformungen und Schwingungen reduziert werden?
Zunächst wurden neue, auf Einflussmatrizen basierende, Methoden zur Entwicklung eines Aktuierungskonzepts für zweiachsig gespannte Platten entwickelt. Begleitend fand ein enger Austausch mit der Aktorkonzeption statt, um technisch umsetzbare Lösungen zu ermöglichen.
Summierte Einflüsse auf die vertikalen translatorischen Verschiebungen unter ein biaxialen Aktuierung (a) sowie einer um 45° (b) und 135° (c) gedrehten uniaxialen Aktuierung. Foto: (c) Markus Nitzlader
Einflussfelder einer um 45° (a) und 135° (b) gedrehten uniaxialen Aktuierung bezogen auf die vertikalen translatorischen Verschiebungen in Feldmitte. Foto: (c) Markus Nitzlader
Die Entwicklung des neuen adaptiven Systems fand unter Verwendung numerischer Simulationsmodelle statt, welche durch experimentelle Untersuchungen unterstützt wurden. Der Untersuchungsrahmen erstreckte sich von Einzelkomponenten der Aktoren über Plattensegmente mit integrierten Aktoren bis hin zu einem 2 x 2 m Prototyp einer adaptiven Platte. Bei letzterem werden die speziell entwickelten mehraxial wirkende Aktoren direkt in den Querschnitt der Platte eingesetzt.
Schaumstoffmodell zur Darstellung des Aktuierungskonzepts mit vereinfachten Aktoren und ohne Deckschicht. A: biaxialer Aktor. B: uniaxialer Aktor. Foto: (c) Matthias Bosch
Prototypen verschiedener Aktordruckkammern. A: Geschweißte Stahlmembran. B: Geschraubte Stahlmembran. C: Geschraubte Elastomermembran. Foto: (c) Matthias Bosch
Aktorintegration innerhalb des Schalungskörpers des 2 x 2 m Prototyps einer adaptiven Platte ohne obere Bewehrungslage. Foto: (c) Markus Nitzlader, Matthias Bosch
Versuchsaufbau des 2 x 2 m Prototyps für eine vollflächige Belastung (links) und eine assymetrische Punktlast (rechts). Foto: (c) Markus Nitzlader, Matthias Bosch
Die experimentellen Ergebnisse zeigen, dass die adaptive Platte auch unter doppelter Auflast das Verformungsniveau einer identischen Platte ohne Aktoren unter einfacher Auflast halten kann. Im Rahmen einer Fallstudie einer 10 x 10 m Platte konnte gezeigt werden, dass eine Verringerung des Querschnitts um bis zu 43 % erreicht werden kann, was einer Verringerung des Treibhauspotenzials um 35 % im Vergleich zu einer entsprechenden passiven Stahlbetonplatte entspricht.
Teilprojektleiter:innen
- Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz, Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design
- Prof. Dr.-Ing. M.Arch. Lucio Blandini, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren
- Prof. Dr.-Ing. Matthias Kreimeyer, Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design
Förderphase I
Eine Möglichkeit, um auf veränderliche Einwirkungen zu reagieren, stellen adaptive Tragwerke dar. Dabei werden durch Aktoren erzeugte Kräfte gezielt in das Tragwerk geleitet. Auf diese Weise werden Spannungen und Verformungen im Bauteilinneren erzeugt, die den durch die äußeren Einwirkungen hervorgerufenen Spannungen und Verformungen entgegenwirken. Somit verringern sich insgesamt die Spannungen sowie die Gesamtverformung des Bauteils.
Bei den bisher erforschten Aktuierungskonzepten werden die Aktorkräfte über Oberflächen und Ränder in das Tragwerkselement eingeleitet werden und manipulieren dieses als Ganzes. Durch die Integration von Aktoren in das Tragwerkselement ist es möglich dieses lokal zu beeinflussen.
Die zentrale Fragestellung im Teilprojekt C02 lautet damit:
Wie können fluidische Aktoren in ein Tragwerk integriert werden und wie können diese Spannungen und Verformungen reduzieren?
Ziel des Teilprojekts ist es, ein lineares, biegebeanspruchtes Tragwerkselement mit integrierten Fluidaktoren zu entwickeln und die Manipulation des Tragverhaltens experimentell nachzuweisen.
Innerhalb des SFBs erarbeitet das Teilprojekt C02 ein neuartiges Konzept für die Aktuierung einer primären Tragstruktur. Bei der Erforschung möglicher Konstruktionsprinzipien und bei der Bauteilintegration der bauteilintegrierten Fluidaktoren wird wissenschaftliches Neuland betreten. Die Entwicklung der Fluidaktoren und deren Integration in ein Tragwerkselement sind eng miteinander verbunden und geschieht in Zusammenarbeit der jeweiligen Fachdisziplinen.
Stuttgarter SmartShell Foto: (c) ILEK
Hydraulisch aktuierbare Auflager der Stuttgarter SmartShell Foto: (c) ILEK
Funktionsmuster eines adaptiven Biegeträgers mit integrierten Fluidaktoren Foto: (c) Christian Kelleter
Prototyp eines Fluidaktors Foto: (c) Christian Kelleter
Aktuierungskonzept eines Balkens mit integrierten Aktoren Foto: (c) IKTD/ILEK
Das Adaptionsverhalten eines Betonbiegebalkens mit integrierten Aktoren wurde zunächst simulativ untersucht. Anhand von Versuchen wurde die Simulationsergebnisse experimentell evaluiert. Hierbei konnte nachgewiesen werden, dass die lokale Aktuierung eines Betonbalkens mit integrierten Fluidaktoren möglich ist. Weiterhin konnte die Durchbiegung des belasteten Betonbalkens vollständig kompensiert werden.
Teilprojektleiter:innen
- Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz, Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design
- Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Dr. h.c. Werner Sobek, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren
Ansprechpersonen
Matthias Bosch
M.Sc.Doktorand
Markus Nitzlader
M. Eng.Doktorand